Tag 9: Pintano / Berga Übersicht
408 km: Straßenmarathon mit Offroad-Schmankerl
Dermaßen erholt und gestärkt sollte der Fahrtag mit den meisten Tageskilometern auf uns warten. Tags zuvor hatten wir schon auf dem GPS die Wege-Varianten aus geknobelt: nicht zuviel Überlandstraßen, mehr kleinere Sträßchen mit wechselndem Lastanteil für den Motor. Nichts wäre am Ende der Tour schlimmer, wenn die Offroad-gewöhnten Motoren auf der Überlandstraße bei gleich bleibender Drehzahl sauer gefahren würden.
Vorbei an den Canyons mit Wildwasserbetrieb hinunter in die Ebene nach Huesca.
Wir wollen nach Osten, doch zuerst führt uns das GPS eine Ehrenrunde durch den Ort; die Nerven liegen blank: wir haben 360 km Tagesleistung vor uns. Hinter Huesca kracht es dann auch. Unterschiedliche Ansichten über die angepasste Geschwindigkeit einerseits und mangelndes Vorwärtskommen andererseits gerieten aneinander. Das erste Mal, dass sich die Spannungen merkbar entluden: Die Kilometer der nächsten Stunde hatten es in sich, bis sich die Gemüter wieder beruhigt hatten. Da kam uns der Stausee zur Mittagsrast wie gelegen...
Kompletter Bericht:
Ein Schild namens Claramunt brachte uns dann am Morgen zum ersten Male von der Asphalt-Strasse wieder ins Gelände. Leider war dieser Weg nach 7 km auch schon wieder vorbei und endete in der menschenleeren festungsartigen Hundestadt Claramunt. Normalerweise kommen wir ja mit Hunden ganz gut klar aber diese hyänenartigen Biester ließen ein besichtigen der alten Dorfkirche leider nicht zu. Sie verteidigten ihr Revier mit lautem Kläffen.So blieb dann die Salchichon-Wurst in der Tasche, wir stiegen wieder auf die Motorräder und fuhren zurück auf die Strasse.
Unsere Wegeführung korrigierten wir ein wenig mehr in die Berge. Zwischen Vorwärtskommen einerseits, und wenig anspruchsvollen Vorpyrenäen andererseits hatten wir einen für uns unpassenden Kompromissweg gesucht.
Über Isona und Coll de Nargo fanden wir den unseren Passweg auf kleinsten Sträßchen zur Sierra d'Oden mit den Sandstatuen wie im Italienischen Segonzano. Unterwegs trafen wir auf Wolfi Luigi mit seiner Honda, der seit Wochen alleine auf Tour in Spanien unterwegs war. Er war allerdings von der Kilometer-Fraktion mit Straßenreifen und war schon alleine bis nach Portugal runter bis wir uns hier in den Bergen trafen. Weil wir uns so gut verstanden, wollten wir ein Cola am Abend miteinander trinken. So geriet die Suche nach dem Quartier lang, bis wir in Berga in der Jugendherberge fündig wurden. Fast war es uns am Abend schon zu vage, in der Jugendherberge von Berga Quartier zu beziehen. Mit über 100 lautstarken pubertierenden Penälern gemeinsam das Haus zu teilen, war ja nicht das Problem, aber unsere skurilen Enduros mit dem Dreck von 2000km auf dem Buckel und verstaubten Gepäckrollen standen geradezu wie UFOs auf dem Präsentierteller auf dem Hof der Alberga. Vom Zimmerfenster aus konnten wir die neugierigen Halbwüchsigen um die Moppeds streichen sehen und so recht wohl war uns beiden nicht, obwohl wir das GPS-System abgebaut und alles leicht Entfernbare mit ins Zimmer nahmen.
Zum Glück wies uns die Herbergsmutter einen versteckten Platz bei der Küche neben den Müllcontainern zu, wo wir die Enduros vor allzu neugierigen Blicken verbergen konnten. Und die Küche war bis in die Nacht und gleich morgens wieder bewirtschaftet. Auf diese Weise überstanden die Moppeds die Nacht wohl besser als wir, da die Übernachtungsräume doch stark an Umkleideräume von Turnhallen erinnerten und nach verqualmten Socken rochen. Immerhin hatte jeder in seinem Zimmer ein eigenes Bad, das penibel mit Chlor und Sakrotan gereinigt war. Und was braucht man mehr als eine funktionierende Dusche und saubere Bettwäsche?
Als wir dann am Abend runter an die Rezeption gingen und nach dem Weg zu Luigis Hotel fragten, gab uns die Dame eine Karte von Berga und zeichnete uns dort den Weg mit dem Kugelschreiber ein. Als wir uns dann zu Fuß aufmachten, wurde es schon langsam dunkel. Verzweifelt suchten wir nach dem eingezeichneten Weg und verirrten uns letzendlich aus der Stadt. Als wir dann die Autobahn wieder Richtung stadteinwärts überquerten, da wir keine andere Möglichkeit fanden, gerieten wir in ein Netz voller Baustellen. Wir stellten fest, das die Karte die wir in den Händen hielten wohl aus der Zukunft stammen musste, da die eingezeichneten Strassen und Wege noch nicht einmal gebaut wurden. Mit 3 Stunden Verspätung trafen wir dann bei Luigi ein und nahmen nur noch ein zaghaftes Mahl zu uns, da die Küche geschlossen war.