Küstengebirge

Als ob Josep geahnt hätte, was der Tag uns bringen würde, fuhr er zum Frühstück auf, was das Zeug hielt. Uns wunderte es nicht, da mit uns Wanderer und Bergsteiger übernachtet hatten , die in der grandiosen Bergwelt ebenfalls ihren geliebten Hobbies nachgehen. Und deren Kalorienbedarf gab Josep das Maß. Eier, Schinken ,Käse, selbst gebackenes Brot und grandiose Feigenmarmelade. Josep hatte noch den Tip, die jetzt wieder hergerichtete Eremita San Salvador zu besuchen. Hinauf in die Berge, vorbei an der Höhle Cueva de Ximet zum Bergkirchlein mit Schutzhütte und Jahrhunderte alter Schlafbehausung , von deren kaltem und kargen Klosterleben die Ruß geschwärzten Felswände Zeugnis geben. Ob die Eremiten hier oben unserem Herrgott näher waren als im Tal?

Gewitterwolken brauten sich zusammen. Klar die hochsommerlichen Temperaturen über 30 Grad, über Tag hatten sie sich gebildet und noch stand uns mit 1700m der Puerto de Villarroya bevor. Am Embalse de Santolea waren es die wagemutigen Schwimmer, die von der Staumauer aus hinunter sprangen. Das wollten wir uns aus der Nähe ansehen und hatten bei der Überlegung, wohl selbst eine Runde zu schwimmen, die Zeit aus dem Blick verloren. Jetzt aber nix wie hinauf nach Cantavieja zur Grenze zwischen Catalonia und Aragon, da kamen schon die ersten Tropfen und die Warnleuchte für den Reservebereich des Sprits ging zu allem Überfluss im selben Moment auch noch an. Waren es 15, 20 oder 30km bis der Tank endgültig leer war?

Zum Glück war nach dem Kabelcheck am Vorabend nun das Umpumpen aus dem Hecktank in den Haupttank überhaupt kein Problem. Mit dem Rest im Tank wäre ein Erreichen von Teruel aber auf keinen Fall möglich gewesen. Doch das war es nicht, was uns vordringlich beschäftigte. Durch unsere Sommer-Crosshemden gingen hier oben die dicken Tropfen durch bis auf die Haut. Mussten wir nun doch unsere Notfalljacken gegen Kälte und Regen auspacken? Wir hatten unser Gepäck so drastisch reduziert, um einem autarken Enduro-Abenteuer mit Minigepäck soweit es geht entgegen zu kommen. Minigepäck hieß Deuter Transalp-Rucksack mit seinem tollen Reißverschluss-/ Fächersystem für die nötige Ordnung und eben die Notfallutensilien: 1 Liter Öl in Reserve, falls die Kuh am Deckel leck schlägt, Bordwerkzeug und die BMW-Ralley2 Jacke, eng zusammengerollt und ohne Futter. Keine Koffer, kein Zelt nur die Mini-gepäckrolle längs hinten auf der Sitzbank und dem Mini-Gepäckträger.

Es half nix, Gepäckrolle runter, Jacken raus , alles neu verschnüren, durchs Sommergewitter und am Abend auf den noch nassen Straßen in Teruel das Hostal dos Amantes gefunden mit sicherer Garage für unsere Enduros.