Wir sind der Heimat von Öci´s Familie auf den Bergen im Kurdenland gelandet. Der Zugang zur Region wird von der türkischen Jandarme bewacht. Mit der Fähre setz man über den See und ab da beginnt Dersim.
Außer den Schrammen an Öci´s Motorrad , dem Kupplungshebel und meiner Scheinwerferbirne blieb noch alles heile. 1 Tag Durchfall bei mir. Seither ist alles gut. Und bei den vielen Wolken kriegt man so schnell keinen Sonnenbrand:-)
Die Etappe nach Pülümür war ein Kinderspiel, wir waren bereits am Nachmittag schon hier und haben an Ismaels Elektrofahrzeug-Eigenbau geschraubt. Die Geschichte des Aleviten Stamms ist beeindruckend. Sie haben ihre eigene Sprache, die mit einigen Wörtern dem romanischen nah ist und mit Türkisch nichts zu tun hat. So gibt es im Kurdisch das „X“ und das „W“. Beides gibt es im Türkisch nicht.
Erst durch den türkischen Staat von den Bergen vertrieben, kehren heute viele in die Dörfer zurück. So auch Ismael, der sein Gasthauses + Pension direkt hinter dem Pass erbaut hat. Sogar die verwilderten Apfelbäume hat er wieder reaktiviert.
Inzwischen wollen sie einen Nischen-Tourismus anbieten, naturnah. Schwer hier oben auf 1500hm. Aber es gibt einen Braunbär im bewaldeten Berg gegenüber, der Nachts kommt und von den Birnen nascht. Steinböcke, Fuchs und Luchs gibts auch und das Wasser der Bergbachs ist so rein, dass Ismaels Forellen aus seinem Teich gut nachgefragt werden als Frischfisch zum Verkauf.
Das nördliche Mesopotamien hatten wir bereits mit dem Berg Nemrut besucht. Geheimnisvoll die plötzlich aufgetretene Verbindung zwischen Europäischer und Persischer Kultur. Jetzt kommt eine Erklärung hinzu, dass es einfach war, eine Verbindung zwischen beiden Kulturen herzustellen, da beide dem indogermanischen Sprachraum angehörten.
Weiter nordöstlich von Dersim, wie der alte Name dieser Kurdenregion lautet, trifft man auf das Monsur Gebirge im Pontischen Gebirgszug. Es hat bestes Wasser, die höchsten Berge und das Quellgebiet von Euphrat und Tigris. Uraltes Kulturland, das seit je her von Stämmen der Kurden bewohnt ist. Die unterscheiden sich allerdings tüchtig von den Türken und legen großen Wert darauf.
Die eigenen Wurzeln sehen die Leute aus Dersim in Persien, von wo sie hierher kamen. Noch heute leben sie ihre eigenständige Lebensweise, die weit ab vom orthodoxen Islam angesiedelt ist. Mit der Umschreibung Aleviten haben sie eine vom türkischen Staat tolerierte kulturelle Eigenheit erobert, die es ihnen sogar gestattet, eine Alkohol-Ausschanklizenz zu erhalten.
Wer bohrt hört, dass die Aleviten hier allerdings mit Blick in die Vergangenheit die zarathustrische Religion als Zentrum ihres Glaubens sehen. Jedenfalls steht ihr Bekenntnis im krassen Wiederspruch zum Rest der Türkei.
Wer es auf sich nimmt, Schafzucht hier im Gebirge zu betreiben, hat ein doppelt schweres los, da es Bergsteigerschafe sein müssen, die in den steilen Hängen sicheren Tritt finden und sich nur schwer zu den Hängen vorkämpfen, auf denen sie weiden können. Dass sie bei solch täglichem Ausdauertraining mager /dünn bleiben wundert nicht.
Über Nacht müssen die Tiere in den Pferch. Bären und Wölfe reißen die Schafe und in einer Nacht waren es schon mal 12 Tiere, die dran glauben mussten.